Ja, grundsätzlich dürfen Bildungseinrichtungen die Unternehmens-Plattform Microsoft-365 einsetzen, sofern sie dabei die Datenschutzgrundverordnung einhalten. Es ist wichtig zu verstehen, dass die Datenschutzverantwortung für jeden IT-Dienst, den die Bildungseinrichtung einsetzt, zur Gänze bei der Bildungseinrichtung liegt, nicht bei Microsoft. Bildlich gesprochen bietet Microsoft ein Fahrzeug an, das nach StVO alle Vorschriften erfüllt und zugelassen ist, aber der Fahrer ist die Bildungseinrichtung. Sie muss festlegen, warum welche personenbezogene Daten verarbeitet und gespeichert werden, wie lange sie gespeichert bleiben und wer Zugriff auf die Daten hat.
Außer den datenschutzrechtlichen Fragen, auf die wir in den folgenden Abschnitten noch detailiert eingehen, muss eine Bildungseinrichtung auch die Barrierefreiheit bei der Auswahl einer Lernplattform berücksichtigen (Behindertengleichstellungsgesetz, Barrierefreien-Informationstechnik-Verordnung § 3 Absatz 1 bis 4 und § 4 BITV 2.0). Dies bedeutet für eine Lern- und Kommunikationssoftware konkret, dass (1) dass sich die Benutzer geschriebenen Text und Bildmaterial vorlesen lassen können, (2) dass die Benutzer Texte durch Spracheingabe erstellen können, (3) Lernende mit Leseschwierigkeiten Texte vergrößert und zeilenweise darstellen können, (4) beim Unterricht mit digitalen Medien Live-Untertitel angezeigt werden können, (5) Live-Übersetzungen von Texten in den gängigen Sprachen zugänglich sind. Microsoft 365 erfüllt diese Anforderungen vollinhaltlich.
Wie stehen deutsche Landes-Schulbehörden zu Microsoft 365? Nach einer langen Zeit der Ablehnung oder übergangsweisen Duldung während der Pandemie hat das Ministerium für Schule und Bildung von Nordrhein-Westfalen im Februar 2023 Microsoft 365 im öffentlichen Interesse als zulässig bewertet, siehe hier und hier. Die Datenschutz-Bestimmungen für Schulen in NRW beschränken die Nutzung von Microsoft 365 weder mittels Einwilligung noch wird generell eine Datenschutzfolgeabschätzung als erforderlich betrachtet.
Die Bildungseinrichtung (oder der Schulträger) schließt einen Auftragsverarbeitungsvertrag mit Microsoft Irland gemäß DSGVO ab. Dieser Vertrag besteht einmal aus den „Product Terms“, ergänzt durch den „Datenschutznachtrag zu den Produkten und Services von Microsoft“. Das DPA beinhaltet im Abschnitt „Datenschutzbestimmungen“ genaue Angaben über die Verarbeitung von Daten, die Pflichten von Microsoft sowie Details über getroffene Sicherheitsmaßnahmen. Zudem schließt Microsoft die sog. Standardvertragsklauseln ab, die sicherstellen, dass sowohl Microsoft Irland als auch Microsoft USA die europäischen Datenschutzrichtlinien vollinhaltlich erfüllt. Die Standardvertragsklauseln sind im Jahre 2010 erstmals von der EU-Kommission verabschiedet und sind aufgrund von Bedenken des EUGH am 04. Juni 2021 verschärft und von Microsoft in der neuen Form umgesetzt worden.
Microsoft hat mittlerweile nicht nur die neuen, verschärften Standardvertragsklauseln implementiert, sondern ist deutlich darüber hinausgegangen und hat seine Vertragsklauseln noch einmal erweitert, um etwaige Vertragsverletzungen durch Behörden außerhalb der EU auszuschließen. Dies wurde auch von mehreren Landesdatenschutzbehörden (z. B. hier und hier) positiv bewertet.
Am 25. März 2022 hat die EU Kommission mit der US Regierung ein neues Datenschutzabkommen geschlossen, nach dem US Behörden grundsätzlich nur in sehr engem Rahmen Zugriff auf Daten von EU-Bürgern beantragen können, wobei die Betroffenen informiert werden und Rechtsmittel dagegen ergreifen können. Abgesehen davon, dass diese Fälle schon bisher extrem seltene Einzelfälle waren, würde Microsoft selbst diese Rechtsmittel auf eigene Kosten ergreifen.
Die Speicherung der Nutzdaten erfolgt nur innerhalb der EU. Microsoft Rechenzentren werden laufend nach strengsten internationalen Standards zertifiziert, sowohl nach ISO 27001, 27002, als auch nach dem Datenschutzstandard ISO 27018, ISO 27701 und dem höchsten deutschen Sicherheits-Standard BSI C5. Alle Nutzdaten sind server- und verbindungsseitig verschlüsselt. Die gespeicherten Daten können zusätzlich sehr einfach Ende-zu-Ende verschlüsselt werden (PurView Information Protection). Für die Inhalte ist der Auftraggeber selbst verantwortlich.
Eine ausführliche und aktuelle Darlegung der datenschutzrechtlichen Grundlagen zum legitimen Einsatz von Microsoft 365, in der auch immer wieder geäußerte Fragen und Bedenken angesprochen werden, finden Sie in diesem Compendium, das von der Rechtsabteilung von Microsoft Deutschland erstellt wurde. Zusätzliche Darlegungen zu den datenschutzrechtlichen Grundlagen bzgl. des Einsatzes von Microsoft 365 finden Sie hier.
Verwechseln Sie bitte niemals die Firmen- und Organisations-Cloud Microsoft 365 mit den Privatkundenangeboten von Microsoft. Letztere sind nicht geeignet für den Einsatz in einer Bildungseinrichtung.
Behauptung: Die Konferenz der unabhängigen Datenschutzaufsichtsbehörden behauptet,
dass Microsoft 365 für Schulen vermutlich nicht datenschutzkonform eingesetzt werden kann, weil Microsoft die
Verarbeitung von Diagnosedaten nicht in allen Details offenlegt und daher eine Schule nicht vollumfänglich seiner Rechenschaftspflicht
nach DSGVO nachkommen kann. Zusätzlich wird wieder das abstrakte Risiko einer Datenübermittlung an US Behörden angeführt.
Fakt: Übertragen bedeutet dies, dass ein Autokäufer erst jede Schraube und jede Zeile der Software im Auto prüfen müsste, bevor er das
Fahrzeug rechtskonform nutzen dürfte. Dies ist eine extreme Auslegung der DSGVO, die im Widerspruch zu einem kürzlichen
Urteil
in ähnlicher Sache steht. Der zweite Punkt, das Risiko einer unerlaubten Datenübermittlung an US Behörden, besteht für legitime Organisationen
der EU nicht und würde in gleicher Weise für Apple, Telekom, 1und1, Strato usw. wegen Ihrer US-Töchter oder US-Miteigentümer
zutreffen und damit faktisch das gesamte Internet verbieten.
Eine auf den Datenschutz spezialisierte
Anwaltskanzlei hat sowohl die Aussagen der DSK als auch die
Stellungnahme von Microsoft
sorgfältig rechtlich analysiert und Stellung bezogen. Auch eine sehr ausgewogene
Stellungnahme des bekannten Datenschutz-Juristen Prof. Dr. Schwartmann und Kollegen kommt zum Ergebnis, dass sich die DSK
mit dem Schreiben vom beabsichtigten Rechtsrahmen der DSGVO weit entfernt hat.
Behauptung: In einer Pressemitteilung droht
die Landesdatenschutzbehörde Schulen in Baden-Württemberg mit dem Verbot von Microsoft 365.
Fakt: Das Kultusministerium von Baden-Württemberg hat kurz danach in einer eigenen Pressemitteilung dieser Drohung
widersprochen und festgestellt, dass es keine pauschale Untersagung von Microsoft 365 geben wird. Man muss leider feststellen, dass eine Landesdatenschutzbehörde, die
einem Anbieter ohne jeglichen Nachweis oder Begründung implizit unterstellt, personenbezogene Daten missbräuchlich zu verwenden
und von Schulen verlangt, jegliche Diagnose- und Telemetriedaten bei Nutzung einer komplexen Software zu verhindern, nicht im Sinne des Datenschutzesgesetzes agiert.
Microsoft Deutschland hat in einer Pressemitteilung dazu
Stellung bezogen.
Behauptung: Digitale Lernplattformen erfordern die Einwilligung der Eltern
Fakt: Die Berliner Datenschutzbehörde verwarnte eine Schule wegen des Unterrichts per Lernplattform. In der Corona-Pandemie
ist Online-Unterricht auf Distanz unter Einsatz dafür benötigter digitaler Hilfsmittel jedoch erforderlich, um
den Schulbetrieb aufrechtzuerhalten. Diese Rechtspflicht berechtigt und verpflichtet die Schule grundsätzlich
selbst dann zum Einsatz der erforderlichen Software, wenn alle betroffenen Eltern und Schüler sie ausdrücklich
ablehnen. In Bayern ist dies sogar in der Bayerischen Schulordnung (Art. 19(4)) explizit festgehalten. Die allgemeine Stellungnahme eines
Datenschutzanwalts finden Sie
hier.
Behauptung: Mängel bei Videokonferenzdienst Teams und im Auftragsverarbeitungsvertrag
Fakt: Die Berliner Datenschutzbehörde kritisiert in einer Publikation
vom Juni 2020, dass die Identität der Teilnehmenden an einer Teams-Konferenz nicht gesichert sei und es viele Mängel im
Auftragsverarbeitungsvertrag (AVV) gäbe. Tatsache ist, dass Teams mittlerweile eine Ende-zu-Ende Verschlüsselung sowohl der privaten Chats, als
auch von Teams-Besprechungen inklusive Video, Audio und Text ermöglicht. Außerdem kann der Teams-Administrator eine
anonyme Konferenzteilnahme, Gästezugriff und externen Zugriff ein- oder ausschalten und die Identität durch Mehrfaktor-Anmeldung sichern.
Die behaupteten Mängel im AVV hat Microsoft Deutschland in einer
Stellungnahme ausführlich entkräftet.
Behauptung: Microsoft 365 ist für hessische Schulen verboten
Fakt: Der Hessische Beauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit hat in einer Stellungnahme Juli 2019 die Nutzung
von Microsoft 365 für hessische
Schulen verboten, ohne
sachgerechte Gründe anzuführen. Nachdem diese Stellungnahme sehr viel Aufmerksamkeit erregt hat, musste er eingestehen,
weder mit den technischen und
sachlichen Details von Microsoft 365 noch mit Windows 10 vertraut zu sein. In einer korrigierten Stellungnahme
im August 2019 duldet
er nun die Nutzung von Microsoft 365, nachdem Gespräche mit Microsoft "einen erheblichen Anteil der Bedenken entkräfteten".
Behauptung: Microsoft sammelt Telemetriedaten, ohne den Nutzer zu informieren und verletzt damit die DSGVO
Fakt: Alle großen Software-Anbieter übertragen bei der Nutzung ihrer Software anonymisierte Daten an den Hersteller.
Dies hat zwei Gründe. Grund Nr. 1 ist Funktionskontrolle und mögliche Verbesserung: funktionieren die Dienste wie
beabsichtigt? Sind sie gut nutzbar? Wo treten Probleme auf? Grund Nr. 2 ist die Analyse der Hardware, Treiber,
Software-Versionen usw., um Sicherheitsschwächen beheben und Aktualisierungen vorzunehmen zu können. Diagnosedaten werden von Microsoft
nicht für Werbung, Profilbildung oder Nutzer-Tracking eingesetzt. Microsoft dokumentiert
auf seinen öffentlichen Webseiten im Detail, welche Daten aus Windows, Office, dem Edge-Browser und weiteren Diensten zu
Microsoft übertragen werden:
Browserdaten,
Office Daten,
Office Einstellungen,
Windows 10 Daten,
Windows 10 Einstellungen.
Darüberhinaus gibt es den kostenlosen Diagnosedatenanzeiger, mit der Sie als Anwender alle
Diagnosedaten, die in Windows 10 und Microsoft 365 gesammelt werden, analysieren und kontrollieren können. Dies ist vor
kurzem für Windows 10 Education
(Seite 22 dieses Links ) von der bayerischen
Datenschutzbehörde bestätigt worden. Viele Telemetriedaten sind notwendig, damit Microsoft den entsprechenden Softwareliefervertrag
erfüllen kann. Dafür ist nach DSGVO keine Einwilligung erforderlich, sondern nur eine Information darüber, wie in den obigen Links
angeführt. Trotzdem gibt es immer wieder Diskussionen über die Legitimität der Telemetriedaten. So hat der Heise-Verlag vor einigen
Monaten eine entsprechende Beschwerde der niederländischen Datenschutzbehörde
zum Datenschutz-GAU
hochstilisiert, obwohl die niederländische Behörde kurze Zeit später aufgrund der Anpassungen von Microsoft eine sehr
positive Bilanz und
Empfehlung für Microsoft 365 Apps und Windows 10 ausgesprochen hat. Diese Prozesse erfordern immer einen
Kompromiss zwischen Transparenz und Wahlmöglichkeiten einerseits und praktischer Benutzbarkeit und Sicherheit der Software
andererseits und werden daher auch immer Anpassungen erfordern.
Man findet in diesem Zusammenhang immer wieder Vorschläge, beispielsweise das "Customer Experience
Improvement Program in den Microsoft 365 Apps" zu deaktivieren. Die anerkannte Qualität von Microsoft Office beruht aber
ganz zentral auf den vielen Rückmeldungen und Vorschlägen der weltweiten Benutzer. Wir raten ausdrücklich davon
ab, solchen Empfehlungen zu folgen. Es wäre sehr bedauerlich, wenn sich der europäische Konsument dadurch zum
stimmlosen und unmündigen Nutzer degradieren ließe oder, weit schlimmer, unwissentlich sicherheitsrelevante
Eigenschaften abschaltet.
Behauptung: Die von Microsoft beauftragten Unterauftragsverarbeiter bleiben im Dunkel
Fakt: Microsoft veröffentlicht die Namen neuer Unterauftragsverarbeiter für zentrale Onlinedienste mindestens
sechs Monate vor ihrer Autorisierung zur Ausführung von Diensten, die ggf. Zugriff auf Kundendaten erfordern.
Microsoft veröffentlicht die Namen neuer Unterauftragsverarbeiter für personenbezogene Daten
mindestens 14 Tage vor ihrer Autorisierung zur Ausführung von Diensten, die ggf. Zugriff auf solche
Daten erfordern. Die vollständigen Listen aller Unterauftragsverarbeiter sind
unter diesem Link
verfügbar.
Behauptung: der Cloud-Act ermöglicht US-Behörden einseitig Zugriff auf Daten von EU-Bürgern.
Fakt: USA hat den sog. Cloud-Act beschlossen. Das ist ein Gesetz, welches das Recht eines Gerichts regelt,
Daten im Rahmen eines Strafverfahrens z. B. von Microsoft oder einer anderen
Firma in der Welt direkt zu erbitten statt über ein Rechtshilfeverfahren, das Jahre dauert und nicht mehr
zeitgemäß ist. Es ist ausgelegt als bilaterales Abkommen und schon von einigen
Ländern wie Großbritannien unterzeichnet worden. Es geht dabei um normale Gerichtsverfahren. In dem extrem
unwahrscheinlichen Fall, dass ein Europäer in USA in ein Strafverfahren verwickelt ist und dieses Gericht
von Microsoft Daten dieses Straftäters haben will, die noch
dazu in der EU liegen, würde Microsoft erstens den Angeklagten informieren und für ihn kostenlos in seinem Auftrag
Widerspruch einlegen. Dies hat Microsoft im aktuellen Auftragsverarbeitungs-Vertrags
festgeschrieben. Mehr dazu finden Sie
hier.
Behauptung: Microsoft transferiert Daten außerhalb der EU im Rahmen des Privacy Shields, was vom EUGH
gekippt wurde.
Fakt: Microsoft speichert Nutzdaten ausschließlich innerhalb der EU und transferiert keine Daten im Rahmen des Privacy Shields.
Es gibt mehrere Möglichkeiten, Datentransfers in die USA zu legitimieren,
insbesondere EU-Standardvertragsklauseln, die nach dem Urteil des EUGH gültig bleiben. Die Standardvertragsklauseln
sind fester Bestandteil des Auftragsverarbeitungs-Vertrags, den Microsoft
anbietet und der sich über alle Microsoft 365-Dienste erstreckt. Hier finden Sie eine ausführliche Stellungnahme von Microsoft
zum grenzüberschreitenden Datentransfer, die auf das EUGH Urteil eingeht. Um einen noch höheren Schutz der Benutzerdaten zu garantieren und auf Einwände des EUGH einzugehen, hat Microsoft kürzlich
seine Vertragsklauseln
noch einmal erweitert, was von einigen Landesdatenschutzbehörden auch sehr positiv beurteilt wurde.
Behauptung: US Behörden können Microsoft zwingen, ohne Benachrichtigung des Betroffenen personenbezogene Daten herauszugeben.
Fakt: Diese Behauptung geht auf das Schrems II Urteil des EUGH zurück, in dem der Abschnitt 702 des US FISA Ergänzungsgesetzes
als nicht äquivalent zur DSGVO eingeschätzt wurde. Microsoft USA hat daher Ende 2021 mit einem Konsortium aus namhaften
Juristen sorgfältig
evaluiert
, ob eine US Behörde Microsoft mit Berufung auf diesen Abschnitt zwingen könnte, die
Standardvertragsklauseln zu verletzen. Das Ergebnis ist, dass dieser Abschnitt 702 auf legitime zivile Organisationen
nicht anwendbar ist und daher Microsoft die Standardvertragsklauseln vollinhaltlich erfüllen kann. Zusätzlich
unterstützt Microsoft 365 auf mehrfache Art und Weise eine Ende-zu-Ende Verschlüsselung, deren Einsatz auch als
Schutz gegen Hacker sehr empfehlenswert ist.
Behauptung: Microsoft gibt Nutzerdaten an die US-Regierung weiter.
Fakt: Dies entbehrt jeder sachlichen Grundlage. Es gab vor Jahren den sog. Patriot-Act, der US Regierungsbehörden in
gewissen Fällen Zugriff auf Daten ermöglicht hätte, aber dieses Gesetz ist aufgrund der Veröffentlichungen durch
Snowden abgeschafft worden. Microsoft publiziert im Gegenteil
im Trustcenter in großer Ausführlichkeit, welche Daten
von welchen Behörden weltweit - auch aus Deutschland! - verlangt werden und wie Microsoft rechtskonform damit umgeht.
Behauptung: es ist unklar, wo die Daten liegen
Fakt: der aktuelle Speicherort wird für alle Services in Microsoft 365 in der administrativen Konsole explizit angezeigt.
Behauptung: Microsoft (Support-)Mitarbeiter außerhalb der EU haben Zugriff auf personenbezogene Daten
Fakt: der Zugriff auf personenbezogene Daten durch Supportmitarbeiter außerhalb der EU kann grundsätzlich unterbunden
werden (sog. Lockbox).
Behauptung: man darf keine Daten in der "Cloud" speichern
Fakt: Daten in Microsoft 365 können durchgängig Ende-zu-Ende verschlüsselt gespeichert werden
(PurView Information Protection)
und der Zugriff kann auf einfache Art und Weise nur berechtigten Personen der Bildungeinrichtung ermöglicht werden.
Damit sind die Daten in Microsoft 365 wesentlich besser geschützt als auf lokalen Servern. In der DSGVO kommt es nicht
auf den Speicherort an, sondern nur darauf, dass personenbezogene Daten nachweislich nach Stand der Technik geschützt werden.
Es ist daher nicht verwunderlich, dass auch die Bundesregierung Microsoft 365 für die
Datenspeicherung einsetzt.
Nicht immer kennen Datenschutzbehörden den Unterschied zwischen den Privatkundenangeboten von Microsoft und der Unternehmens-Plattform Microsoft 365. Microsoft 365 ist zweifellos eine sehr komplexe technische Plattform, die laufend weiterentwickelt wird. Da sich Microsoft weltweit der DSGVO unterworfen hat, sind viele neuere Eigenschaften von Microsoft 365 datenschutzrechtlich hoch relevant, aber Datenschutzbehörden nicht immer bekannt.
Laut Hochschulrahmengesetz HRG und den entsprechenden Landesgesetzen ist es vorrangige Aufgabe der Hochschulen, Studierende und Mitarbeiter weiterzubilden und Sie somit auch mit modernen Basis-Technologien wie IT-gestützten Kommunikations- und Lernplattformen vertraut zu machen.
Um diese Aufgaben erfüllen zu können, muss die Hochschule personenbezogene Daten der Beschäftigten und Studierenden verarbeiten. Dies geschieht heute grundsätzlich mit Hilfe von IT-Systemen, die eine effiziente wissenschaftliche Zusammenarbeit und adäquate Unterstützung der Verwaltungsvorgänge ermöglichen. IT-Systeme beinhalten aber auch Risiken, die potentiell einen unzulässigen Eingriff in die Grundrechte der Beschäftigten und Studierenden darstellen können.
In dieser Anleitung geht es um die Schaffung der rechtlichen Voraussetzungen zur Einführung der Lern- und Kommunikationsplattform Microsoft 365, mit dem Ziel, die bestehende Infrastruktur der Hochschule zu ergänzen, zu erweitern und Dozenten neue Werkzeuge für die Lehre zur Verfügung zu stellen.
Die rechtliche Grundlage zur Verarbeitung personenbezogener Daten in Microsoft 365 ergibt sich dann aus dem angestrebten Einsatzszenario:
Jede Schule verfügt bereits über eine IT Infrastruktur mit Kommunikations- und Lernelementen, die schulgesetzlich vorgeschriebene und/oder von der Schule ausgewählte Plattformen enthält. Verantwortlicher für jegliche Verarbeitung personenbezogener Daten an einer Schule ist die Schulleitung. In dieser Anleitung geht es um die zusätzliche Einführung der Lern- und Kommunikationsplattform Microsoft 365, mit dem Ziel, die bestehende Infrastruktur zu ergänzen, zu erweitern und auszubauen.
Die rechtliche Grundlage zur Verarbeitung personenbezogener Daten in Microsoft 365 ergibt sich dann aus dem angestrebten Einsatzszenario:
Microsoft 365 soll für Lehrkräfte und Schüler eingeführt werden, und das Schulgesetz ihres Bundeslandes verlangt die Vermittlung von Medienkompetenz und/oder den Einsatz von Lernplattformen. In diesem Fall wäre als rechtliche Grundlage der Art. 6 Abs.1 lit e DSGVO in Verbindung mit dem entsprechenden Paragraphen aus dem Schulgesetz anzuführen und Sie müssen das Verzeichnis der Verarbeitungstätigkeiten entsprechend anpassen. Beachten Sie bitte, dass keine Einwilligungen erforderlich sind, diese würden dem zitierten Art. 6 DSGVO widersprechen.*
Die Beteiligungsrechte des Personalrates werden hierdurch nicht berührt. Die obige Muster-Dienstvereinbarung kann auch hier als Vorlage dienen.*Microsoft 365 soll für Lehrkräfte und Schüler eingeführt werden, im Schulgesetz ihres Bundeslandes ist der Einsatz einer Lernplattform o.ä. nicht verankert. Auch dann können Sie wie unter Punkt 1 ff beschrieben verfahren, als rechtliche Grundlage dient Art. 6 Abs.1 lit c und e DSGVO.
Nach Meinung aller deutschen Landesdatenschutzbehörden muss eine Schule für jede IT-gestützte Lernplattform mit Beteiligung der Schüler zwingend auch eine Datenschutzfolgeabschätzung nach Art. 35 Abs. 3 anfertigen. Hier finden Sie eine Muster-Datenschutzfolgeabschätzung für den Einsatz von Microsoft 365.*
*)Die dargestellten Vorgehensweisen und Beispieldokumente dienen lediglich dem unverbindlichen Informationszweck und stellen keine Rechtsberatung dar. Der Inhalt dieses Angebots kann und soll eine individuelle und verbindliche Rechtsberatung, die auf Ihre spezifische Situation eingeht, nicht ersetzen. Die Informationen wurden von Konverion UG und DrVis Software GmbH nach bestem Wissen und mit der gebotenen Sorgfalt zusammengestellt. Trotzdem kann keine Gewähr auf Richtigkeit oder Vollständigkeit gegeben werden.
Das für Bildungseinrichtungen relevante Gesetz ist die EU Datenschutzgrundverordnung (DSGVO).
Dieses Gesetz regelt ausschließlich die automatisierte Verarbeitung von personenbezogenen Daten, also Daten, mit denen sich ein eindeutiger Bezug zu einer Person herstellen lässt. Es geht also nicht um den Schutz geistigen Eigentums. Die Kernidee ist, dass es für die Verarbeitung personenbezogener Daten einen vernünftigen, schlüssigen Grund geben muss und die Betroffenen das Recht haben, zu erfahren, wer, wozu, wo und wie lange diese Daten gespeichert werden.
Es sind im Zusammenhang mit dem Einsatz von IT in Bildungseinrichtungen insbesondere die folgenden drei Aussagen, die vollkommen neu und relevant sind:
Artikel 1 (3) der DSGVO lautet: „Der freie Verkehr personenbezogener Daten in der Union darf aus Gründen des Schutzes natürlicher Personen bei der Verarbeitung personenbezogener Daten weder eingeschränkt noch verboten werden“. Daher ist eine Beschränkung auf Deutschland oder eine Beschränkung auf die eigenen Räumlichkeiten nicht zulässig. Damit spielt erstmals das "wo" keine Rolle, sondern nur das "wie".
Sie müssen als Bildungseinrichtung nach Artikel 32 DSGVO belegbar Auskunft geben können, welche Maßnahmen in technischer und organisatorischer Hinsicht getroffen wurden, um die Datenschutzbestimmungen einzuhalten. Die technischen Schutzmaßnahmen müssen „dem aktuellen Stand der Technik“ entsprechen, was für lokal betriebene Server in kaum einer Bildungseinrichtung gewährleistet werden kann. Diese Forderung bedeutet eine vollkommene Abkehr vom bisherigen Prinzip „my home is my castle“, das in dem 30 Jahre alten Bundesdatenschutzgesetz vertreten wurde, weil es vor dem Internetzeitalter verfasst wurde.
Das Gesetz setzt sich erstmals mit den dramatisch wachsenden Gefahren durch technische Sicherheitslücken auseinander und verlangt den technisch bestmöglichen Schutz personenbezogener Daten in Abhängigkeit von den Nachteilen, die einer Person durch unbeabsichtigte Veröffentlichung entstehen können.
Ein IT-System, das dem Stand der Technik entspricht, muss folgende Anforderungen erfüllen:
Für die Auswahl von IT Dienstleistern („Auftragsverarbeiter“) gelten in der DSGVO wesentlich strengere Maßstäbe und eine Bildungseinrichtung muss konkret nachweisen können, dass die Auswahl nach objektiven datenschutzrechtlichen Kriterien erfolgt ist, z. B. durch eine Zertifizierung des Anbieters. So sind z. B. die Microsoft EU Rechenzentren nach dem Datenschutz-Standard ISO 27018 zertifiziert. Artikel 28 (1) lautet: „Erfolgt eine Verarbeitung im Auftrag eines Verantwortlichen, so arbeitet dieser nur mit Auftragsverarbeitern, die hinreichend Garantien dafür bieten, dass geeignete technische und organisatorische Maßnahmen so durchgeführt werden, dass die Verarbeitung im Einklang mit den Anforderungen dieser Verordnung erfolgt …“.
Im Gegensatz zu früher gilt die DSGVO für öffentliche und nicht öffentliche Organisationen gleichermaßen und sie ist das relevante Gesetz, das stets Vorrang gegenüber anderen Gesetzen zum Datenschutz hat. Die DSGVO sieht allerdings Öffnungsklauseln für den öffentlichen Dienst vor und das neue Bundesdatenschutzgesetz (BDSG-neu) und einige neuen Landesdatenschutzgesetze nutzen diese zur Regelung von Gefahrenabwehr (z. B. mittels Videoüberwachung), Strafverfolgung und -vollzug und für Datenverarbeitung im Beschäftigungskontext. Relevant sind diese Öffnungsklauseln für öffentliche Bildungseinrichtungen noch in einem weiteren kleinen Teilaspekt, weil sie danach von der Verhängung von Geldbußen befreit sind.
Für eine Bildungseinrichtung gibt es außerdem Schul- bzw. Hochschulgesetze, die datenschutzrechtliche Aspekte enthalten können. So sieht zum Beispiel das Bayerische Erziehungs- und Unterrichtsgesetz ein Verbot der Erfassung von Schülerdaten zwecks Werbung in der Schule vor.
Ja, allerdings nur, wenn die Betroffenen nachweislich über alle Umstände und Risiken aufgeklärt wurden und die Zustimmung wirklich freiwillig erfolgt. Die DSGVO versteht freiwillig im Sinne von "unerheblich", also Dinge, auf die man auch verzichten kann, ohne dadurch einem gewissen sozialen Druck ausgesetzt zu sein. Für Kinder unter 16 Jahren ist eine Zustimmung aller Erziehungsberechtigten empfehlenswert, aber für Unterrichtszwecke nicht zwingend vorgeschrieben. Ein Muster ohne Gewähr finden Sie hier.
+49 89 307 48480